Angst, Panik, Stress, Verhaltensstörungen bei Pferden

Ein ängstliches, nervöses, schreckhaftes und panisch reagierendes Pferd bedeutet eine hohe Gefahr für den Mensch & Reiter!

Der Umgang mit ängstlichen, nervösen, schreckhaften und panisch reagierenden Pferden ist geprägt von erhöhter Gefahr für den Menschen.

Manche Pferde reagieren nervös, ängstlich, schreckhaft und panisch in bestimmten Situationen, nämlich dann, wenn schlechte Erfahrungen zur Verknüpfung mit dem aktuellen Erlebnis führen.

Andere Pferde sind grundsätzlich schreckhaft, panisch, nervös und reagieren Panik artig. Auch die Genetik spielt eine große Rolle: Ein Teil des Charakters und der Eigenschaften wird angeboren, ein anderer anerzogen!

Unser Pferd reagiert panisch, überängstlich und nervös:

Beim Besuch des Tierarztes oder des Hufschmiedes, beim Transport und insbesondere beim Verladen, beim Reiten oder bei nicht alltäglichen Situationen. Manchmal können wir die Ursache nicht einmal ausmachen und werden völlig überrascht, manchmal sehen wir das „Unheil“ in Form eines beispielsweise herannahenden Traktors schon auf uns zukommen. Auch Verladeprobleme, Verhaltensprobleme und Verhaltensauffälligkeiten bei Pferden entstehen zum Teil aus Angst oder Nervösität.

Nervosität, Angst und Panikzustände bei Pferden lassen sich gut im Wege der Fütterung beeinflussen. Das Pferdefutter spielt eine zentrale Rolle für das Nervenkostüm unserer Pferde.

Bestimmte Kräuter für Pferde haben eine beruhigende und regulierende Wirkung, um das so empfindliche Nervenkostüm des Fluchttieres Pferd besänftigen können. Die bekannteste Pflanze, die zur Beruhigung eingesetzt wird, ist der Baldrian (Valeriana), dessen beruhigende Wirkung auch in vielen Testreihen nachgewiesen wurde. Nachgewiesen wurde aber auch, dass eine Beruhigung in erster Linie von der flüssigen Valeriana aufgezeigt wird und das trockene Kraut eher unwirksam bleibt.

Erfahrungen zur Fütterung von Relaxid bei ängstlichen, nervösen Pferden & Pferden mit Verladeproblemen…

Mail: christina.loschek(at)gmx.de, Betreff: Relaxid: Seit Wiki Ihre Empfehlungen bekommt, ist sie vom Wesen im wahrsten Sinne des Wortes viel relaxter, bleibt mit Ruhe und Gelassenheit in ihrer Box oder Paddock , ganz ohne zu weben. Auch beim Ausreiten ist sie nicht mehr so schreckhaft und nervös. Das freut mich sehr. Auch bin ich heut schon darauf angeredet worden, das Wiki viel ausgeglichener wirkt. Christina Loschek

„Sabine Ammann“, s.ammann-ds(at)t-online.de schrieb: Hallo Frau Nehls, der Transport von unserer Tinkerstute zu ihrer neuen Besitzerin am Dienstag hat gut geklappt. Ich habe ihr ordentlich Ihre Empfehlungen eingeflößt, die ihr sogar geschmeckt haben. Sie war nur an der Schulter etwas nass geschwitzt und das nach 2 Stunden Fahrt. Bei dem letzten Transport, der nur eine halbe Stunde dauerte, war sie rund herum nass geschwitzt. Herzliche Grüße Sabine Ammann-Schlau

„Anita Grimm“, anitgrimm(at)gmx.de schrieb: Hallo Frau Nehls, ich bin ganz begeistert, mein Pferd hatte immer große Probleme, sich verladen zu lassen und im Gelände reagierte es oft panisch und völlig über, wenn etwas Unvorhersehbares passierte. Seitdem ich täglich Ihre Empfehlungen füttere, sind alle diese Probleme wie weggeblasen, mein Pferd ist völlig gelassen und relaxed, keine Spur mehr von Verladeproblemen und Panik. Auch Tierarzt und Hufschmied sind begeistert von dieser Wesensänderung:-)) Suupppiii, ganz vielen Dank Ihre Anita Grimm, anitgrimm(at)gmx.de

Liebe Frau Nehls, ich habe meinem 6 jährigen Wallach, der auf Umweltreize extrem schreckhaft reagiert, Ihre Empfehlungen und er hat sehr gut darauf angesprochen. Ich würde gerne wissen, wie lange ich ihm das unbedenklich verabreichen kann. Beim Tierarzt habe ich einen Bluttest machen lassen. Er hat keinen Mangel an Vitamin B und ganz leicht erhöhte Magnesiumwerte. Fury hat Sommer wie Winter ganztägig Auslauf. Jeder Stall verfügt über eine eigene Koppel und die Pferde können jederzeit raus und rein wie sie wollen. Mindestens 2 Stunden pro Tag darf er zusammen mit seinem Stallnachbarn auf die Koppel, er versteht sich gut mit ihm. Er hat ganztägig Zugang zu Heu. Pro Tag füttere ich morgens und abends jeweils nur eine handvoll Müsli-/Kraftfutter/Mineralfuttermischung, die gut verdaulich ist, damit Darm und Magen nicht belastet wird. Ich arbeite fast jeden Tag mit ihm, mache sehr viel  Bodenarbeit. Ich denke nicht, dass seine Schreckhaftigkeit an der Haltung liegt. Trotz allem erschrickt Fury wegen jeder Kleinigkeit. Im Stall, auf dem Platz, beim Ausreiten. Ich würde Fury Nehls Relaxid gerne weiter verabreichen, damit ich mit ihm die Situationen üben kann, vor denen er erschrickt. Wie es in den Ställen halt so ist, mischt sich jeder in alles ein. Für eine kurze Rückmeldung wäre ich Ihnen sehr dankbar. Viele Grüße Marianne

Doris schrieb: Silvester war bei uns immer ein Horrortag: wir halten unsere Pferde in Offenstallhaltung im Wohngebiet und man kann sich vorstellen, wie hier geknallt wird. Hinzu kommt, dass der Boden meist gefroren ist und tiefe Löcher aufweist. Geht dann die Knallerei los spielen die Pferde verrückt und rennen, was das Zeug hält. Ich hatte jedes Jahr aufs neue große Angst, dass etwas passiert, sie stürzen und sich verletzen, denn einschließen kann ich sie in ihrem Offenstall nicht. Vor Jahren hörte ich dann von Relaxid und probierte es aus, morgens gab ich den Pferden 20 ml und kurz vor Mitternacht erneut mit der Folge, dass alle Pferde viel ruhiger und gelassener reagierten. Sie stehen nun in ihrem Auslauf und gucken zwar irritiert, laufen aber nicht mehr wie verrückt herum und sehen die Knallerei viel gelassener. Mein Fazit: es lohnt sich, Relaxid zu füttern, denn es gibt auch uns Besitzerin ein gutes Stück Gelassenheit, die Knallerei zu Silvester besser zu ertragen, weil die Pferde nicht mehr so verrückt spielen! Ich kaufe es seither jedes Jahr und wir sehen Silvester so alle gelassener entgegen!

Relaxid & Silvester

Nur noch wenige Tage, dann ist es wieder soweit. Uns steht nun das 3. Jahr bzw. das 3. Silvester mit Ihren Kräutern für Pferde (Nehls Relaxid) bevor und ich bin wieder sehr zuversichtlich, dass Kyra Silvester bestens, sorglos und stressfrei übersteht. Dies sah zuvor noch anders aus, Kyra war so panisch und gestresst, dass sie immer ihre komplette Box zerstört hat. Rauslassen aufs Paddock war keine Option, hier wäre Kyra definitiv durch den Zaun gegangen und weggelaufen. Kyras Box musste nach Silvester immer renoviert werden, neue Bretter eingesetzt werden…also wirklich nicht ohne! In den Tagen darauf folgten vor lauter Stress Durchfall bzw. Kotwasser. Nun bekommt Kyra immer (ca. 10 – 14 Tage beginnend vor Silvester) täglich Nehls Relaxid und damit verfahren wir wirklich besonders gut. Zuvor hatte ich schon einiges ausprobiert. Hatte hier aber immer das Gefühl, dass es Kyras Empfinden teilweise sogar verschlimmert hat. Ich bin sehr glücklich & denke, dass auch dieses Silvester wieder ruhig ablaufen wird. Danke & liebe Grüße, Karina mit Kyra

Verhaltenstherapie & Verhaltensauffälligkeiten bei Pferden

Nehls Relaxid hat sich bestens bei verhaltensauffälligen Pferden, wie beispielsweise Kopper, Weber und Boxenläufer bewährt. Da diese Verhaltensstörungen einen extremen Gewohnheitseffekt aufweisen und die Pferde ihr Verhalten soweit „eintrainiert“ haben, dass der Ablauf komplett automatisiert wird, gelingt es selten, betroffene Pferde ganz von ihren Verhaltensauffälligkeiten zu befreien.

Ich habe jedoch im Tierheilkundezentrum bei betroffenen Pferden die Erfahrung gemacht, dass sich ihre Verhaltensstörungen stark reduzieren und die Störung längst nicht mehr so exzessiv betrieben wird bei artgerechter Haltung und Fütterung mit Relaxid wie zuvor.

Koppen, Weben, Boxenlaufen Verhaltensstörungen bei Pferden

Das arttypische Verhalten von Pferden ist das Ergebnis einer viele Millionen Jahre andauernden Evolution: das Pferd passte sich seiner natürlichen Umwelt an. Das Verhalten musste Überleben und Wohlbefinden sicherstellen, zur Bedarfsdeckung und Schadensvermeidung geeignet sein und die Fortpflanzung sichern.

Bestimmte Reize lösen beim Pferd zielgerichtetes Verhalten aus, sind die Ziele erreicht, so wird das Verhalten beendet. Unter natürlichen Bedingungen werden die angestrebten Funktionen durch zielgerichtetes Verhalten erfüllt. In der Haltung durch uns Menschen werden die zielgerichtete Verhaltenssteuerung und die Erreichung von Funktionen oft entkoppelt. So wird beispielsweise eine Funktion erfüllt, ohne dass das primäre Verhaltensziel erreicht ist. Ein Beispiel ist die Ernährung des Pferdes: Kraftfutter liefert dem Pferd zwar Nährstoffe, erfüllt aber nicht die Grundbedürfnisse des Pferdes nach langsamer Fortbewegung in Verbindung mit andauernder Kautätigkeit. Unter Verhaltensstörung versteht man jedes von der arttypischen Norm abweichende Verhalten, welches nicht ausreicht, die Beiträge zur Gesamtleistung zu erbringen, welche für die Entwicklung und Erhaltung des einzelnen Pferdes, der Artgenossen oder für die Erhaltung der Fortpflanzungsgemeinschaft erforderlich ist. Verhaltensstörungen sind Aktionen oder Reaktionen, die den Selbstaufbau oder Selbsterhalt des Pferdes verhindern. Die Definition von Verhaltensstörungen/Verhaltensauffälligkeiten bei Pferden besagt, dass jedes Verhalten, was vom artspezifischen Verhalten abweicht, eine Verhaltensstörung darstellt. Weniger ausgeprägte Abweichungen hiervon zeigen eine Verhaltensauffälligkeit ebenso an, wie seltener gezeigte Abweichungen vom artspezifischen Verhalten. Eine Verhaltensstörung beinhaltet eine häufig gezeigte sowie meist massiv ausgeprägte Abweichung von spezifischen Verhaltensweisen des Pferdes. Abnormales Verhalten kann sich in sehr verschiedener Weise äußern und unterschiedlichste Funktionskreise betreffen. Es kann sich hinsichtlich seiner Qualität oder Quantität vom arttypischen Verhalten unterscheiden. Bei qualitativen Unterschieden kommen die gezeigten Verhaltensweisen im normalen Ethogramm nicht vor (Koppen, Weben). Bei quantitativen Abweichungen kommt die Verhaltensweise an sich zwar auch im normalen Ethogramm vor, unterscheidet sich aber hinsichtlich ihrer Frequenz, Sequenz, Dauer, Häufigkeit oder dem Kontext, im dem sie gezeigt wird, deutlich vom typischen Verhalten. So leiten sich Verhaltensstörungen bei Pferden von normalen Verhaltensweisen des Pferdes oft ab. Einige Verhaltensstörungen sind schließlich nur als solche zu definieren, da das Verhalten massiv, exzessiv und in ständiger Wiederholung gezeigt wird. So gehört beispielsweise das Scharren bei Pferden – aus bestimmten Anlässen kurz ausgeführt – zum normalen Verhalten, scharrt das Pferd jedoch massiv über einen längeren Zeitraum, so wird es zur Verhaltensstörung. Ebenso verhält es sich beim Kopfnicken/Kopfschlagen, Zaun-Laufen, Stall-Laufen, Schlagen gegen Gegenstände mit dem Vorderhuf, Beknabbern (= Fellpflege) anderer Pferde, Scheuen, sich nicht legen, Lecken und Holzfressen. In bestimmten Situationen kurz ausgeführt gehören die oben genannten Verhaltensauffälligkeiten zum arttypischen Verhalten. Zur Verhaltensstörung werden diese Verhaltensweisen erst durch ständige Wiederholung und Steigerung in dieses Verhalten. So entstehen Verhaltensstörungen meist aus der permanenten Steigerung in eine – zielorientiert – arttypisch gezeigte Verhaltensweise. Diese Steigerung entsteht meist aus Langeweile und fehlenden Umweltreizen. Verursacher von Verhaltensstörungen bei Pferden ist grundsätzlich der Mensch!

Alle Verhaltensstörungen resultieren aus der Missachtung der natürlichen Bedürfnisse von Pferden. Hauptursache ist Langeweile, weitere Ursachen finden sich in Stress, Überbeanspruchung/Überforderung, nicht pferdegerechtem Umgang, Vernachlässigung, fehlenden Sozialgefügen und daraus entstehenden schweren psychischen Erkrankungen. Das Pferd – kurz auf einen Nenner gebracht – ist ein Dauerfresser, ein Flucht- und Herdentier. Um diesen Grundbedürfnissen Rechnung zu tragen, muss auch nach Domestikation durch den Menschen das Pferd Gelegenheit bekommen, nach diesen – seinen absoluten Grundbedürfnissen – mit ausreichenden Umweltreizen zu leben. Dies kann natürlich immer nur begrenzt möglich sein, da wir heute Pferde natürlich in eingezäunten Flächen halten müssen und selbstverständlich kein frei wählbares unendlich weiträumiges Gebiet mehr zur Verfügung stehen kann. Obwohl wir grenzenlose Freiheit nicht bieten können, so können wir doch dafür Sorge tragen, dass auch unseren domestizierten Pferden die Grundbedingungen geboten werden, die zur psychischen und physischen Gesundheit und zum Wohlbefinden zwingend erforderlich sind. Was im Umkehrschluss ein ständiges Rauhfutterangebot außerhalb der Weidesaison, großflächige Weidegebiete ganzjährig, einen frei zugänglichen Stall zum Schutz vor Witterungseinflüssen und eine sozialverträgliche Herde bietet. Vor Domestikation fanden sich Pferde in kleinen Gruppen, meist 2 – 6 Pferde zusammen und schlossen sich – bei Bedarf – anderen Gruppen an, von welchen sie sich später wieder trennten. Die Ansicht, dass Pferde in möglichst großen Gruppen leben sollten, um ein stabiles Sozialgefüge zu entwickeln, ist demnach nicht richtig. Obwohl die individuelle Reizschwelle beim einzelnen Pferd sehr unterschiedlich ist, entwickelt jedes Pferd bei dauernder Boxenhaltung Verhaltensstörungen. Hauptsächlich die ständige oder überwiegende Haltung in Boxen und natürlich Ständern (die glücklicherweise in einigen Ländern bereits verboten sind) verursacht schwerste Verhaltensstörungen. Ein Verhaltensstörungen noch fördernder Faktor ist die zeitlich begrenzte Fütterung von Rauhfutter in Verbindung mit einer Einstreu aus Alternativmaterialien. In einer ständigen Boxenhaltung werden den Grundbedürfnissen Flucht- und Herdentier keinerlei Beachtung geschenkt, entzieht man hier noch das dritte Grundbedürfnis, nämlich die ständige Futteraufnahme durch Alternativeinstreumaterialien statt Stroh, wird keines der drei grundlegenden Pferdebedürfnisse befriedigt und eine schwere Verhaltensstörung vorprogrammiert. Die Frage, die sich hier noch stellt, ist, wann diese auftritt; auftreten wird sie bei jedem Pferd. Sensibel reagierende Pferde können Verhaltensstörungen bereits nach wenigen Tagen zeigen, Pferde mit ausgeglichenem Gemüt erst nach Wochen oder Monaten. Ein zuvor artgerecht gehaltenes Pferd, was wegen Krankheit 5 Tage und Nächte in der Box verbringen musste entwickelte innerhalb dieser Zeit bereits starke Verhaltensauffälligkeiten (Zunge spielen, scheuern, Gitterbeißen); bei diesem sehr sensiblen Pferd war die Reizschwelle demnach überaus gering. Verhaltensstörungen aus diesem Umgang mit dem Pferd bleiben nicht aus und sind – erst einmal entstanden – nur durch eine artgerechte und den Pferdegrundbedürfnissen entsprechende Haltung und Fütterung sowie stabile Sozialkontakte und entsprechenden Umweltreizen – wenn überhaupt – zu regulieren. Da sich viele Verhaltensstörungen zunächst in speziellen Situationen entwickeln, im weiteren Verlauf jedoch oft von der Ursprungssituation unabhängig werden und sich verselbstständigen, liegt häufig eine Therapieresistenz vor. Die Beseitigung des ursprünglichen Auslösers und der Ursache reicht dann nicht aus, um die Störung aufzuheben. Da Verhaltensstörungen jedoch eine Strategie des Pferdes darstellen mit Umweltbedingungen besser umzugehen, die das normale Anpassungsvermögen überfordern, wird man in der Regel durch optimale Umweltbedingungen eine starke Verminderung der Verhaltensstörung feststellen können. Desto länger Verhaltensstörungen bestehen, umso schwerer wird leider die Regulierung, da sie längst zur liebgewonnenen Gewohnheit geworden sind. Da Verhaltensstörungen eine Ventilfunktion sowie beruhigende Wirkung auf das ausführende Tier haben, sowie die vermehrte Ausschüttung von Endorphinen auslösen könnten, kann eine Therapie nur die Ursache beseitigen, um dauerhaft hilfreich zu sein. Pferde mit Verhaltensstörungen finden bei uns die individuell für sie optimalen Bedingungen vor.

Artikel von mir für den Pferdeanzeiger

Verschiedene Formen von Verhaltensstörungen und deren Vermeidung

Wir leben heute viel intensiver mit unseren Tieren zusammen, sehen unser Pferd meist als Familienmitglied und Freizeitpartner an und bauen eine innige Beziehung zu unserem Freund auf. Diese innige Beziehung bringt manchmal jedoch auch Probleme mit sich, sowohl für den Menschen, als auch für’s Pferd. Diese Probleme äußern sich in mehr oder weniger schweren Verhaltensstörungen, unter denen der Pferdehalter, das Pferd und seine Umwelt sehr leiden.

Verhaltensstörungen werden in zwei Kategorien unterteilt

1. Echte Verhaltensstörungen mit Schadensfolge

Hier besteht der Schaden zum Beispiel in einer Teilzerstörung von Organen, Beschädigungen und Funktionsstörungen (z. B. Koppen, Barrenwetzen: Abnutzung der Zähne, Koliken oder auch Hautverletzungen bei übermäßigem Scheuern oder Autoaggression).

2. Schadensvermeidende Reaktionen im Sinne von Anpassungen an die Einwirkungen des Menschen

Hierzu zählen beispielsweise: Scheuen, Bösartigkeit, Aggressivität, Zungenstrecken und Stätigkeit.

Abnormales Verhalten kann sich in sehr verschiedener Weise äußern und unterschiedlichste Funktionskreise betreffen. Es kann sich hinsichtlich seiner Qualität oder Quantität vom arttypischen Verhalten unterscheiden. Bei qualitativen Unterschieden kommen die gezeigten Verhaltensweisen im normalen Ethogramm nicht vor (Koppen, Weben). Bei quantitativen Abweichungen kommt die Verhaltensweise an sich zwar auch im normalen Ethogramm vor, unterscheidet sich aber hinsichtlich ihrer Frequenz, Sequenz, Dauer, Häufigkeit oder dem Kontext, im dem sie gezeigt wird, deutlich vom typischen Verhalten.

So leiten sich Verhaltensstörungen bei Pferden von normalen Verhaltensweisen des Pferdes oft ab. Einige Verhaltensstörungen sind schließlich nur als solche zu definieren, da das Verhalten in ständiger Wiederholung gezeigt wird. So gehört beispielsweise das Scharren bei Pferden – aus bestimmten Anlässen kurz ausgeführt – zum normalen Verhalten, scharrt das Pferd jedoch massiv über einen längeren Zeitraum, so wird es zur Verhaltensstörung. Ebenso verhält es sich beim Kopfnicken/Kopfschlagen, Zaun-Laufen, Stall-Laufen, Schlagen gegen Gegenstände mit dem Vorderhuf, Beknabbern (= Fellpflege) anderer Pferde, Scheuen, Lecken und Holzfressen.

In bestimmten Situationen kurz ausgeführt gehören die oben genannten Verhaltensauffälligkeiten zum arttypischen Verhalten. Zur Verhaltensstörung werden diese Verhaltensweisen erst durch ständige Wiederholung und Steigerung in dieses Verhalten. So entstehen Verhaltensstörungen meist aus der permanenten Steigerung in eine – zielorientiert – arttypisch gezeigte Verhaltensweise. Diese Steigerung entsteht meist aus Langeweile und fehlenden Umweltreizen. Verursacher von Verhaltensstörungen bei Pferden ist grundsätzlich der Mensch! Alle Verhaltensstörungen resultieren aus der Missachtung der natürlichen Bedürfnisse von Pferden! Um pferdische Bedürfnisse auch berücksichtigen und umsetzen zu können, müssen wir Menschen diese erst einmal kennen lernen und uns mit ihnen intensiv beschäftigen. Meist wird erst das Pferd angeschafft und sich dann im Zuge aufkommender Schwierigkeiten mit den Bedürfnissen der Haltung, Fütterung und des artgerechten Umgangs beschäftigt. Schade, dass wir Menschen nicht den umgekehrten Weg gehen, uns erst einmal mit dem Thema Pferd eingehend auseinandersetzen und es erst in dessen Anschluss anschaffen. Wir würden uns und unserem Freizeitpartner viele Unannehmlichkeiten und Probleme ersparen, wüssten wir vorher, was wir berücksichtigen müssen, um mit unserem Freund glücklich zu werden. Wir bräuchten weder Pferdeflüsterer oder Tierkommunikatoren, noch Bachblüten und Beruhigungstropfen.

Als kausale Ursache von Verhaltensstörungen wäre die Langeweile anzusehen, demnach eine Unterbeschäftigung und das Fehlen sozialer Reize, weitere Ursachen finden sich in Stress, Überbeanspruchung/Überforderung, nicht pferdegerechtem Umgang, Vernachlässigung, Einzelhaltung – die, man glaubt es kaum, auch heute noch vorkommt – fehlenden Sozialgefügen und daraus entstehenden psychischen Erkrankungen. Das Pferd ist ein Dauerfresser, Flucht- und Herdentier. Um diese Grundbedürfnisse der Pferdehaltung erfüllen zu können, muss auch nach Domestikation durch den Menschen dem Pferd Gelegenheit gegeben werden nach diesen – seinen absoluten Grundbedürfnissen – mit ausreichenden Umweltreizen zu leben. Dies kann natürlich immer nur begrenzt möglich sein, da wir Pferde auf eingezäunten Flächen halten müssen und selbstverständlich kein frei wählbares unendlich weiträumiges Gebiet mehr zur Verfügung stehen kann. Obwohl wir grenzenlose Freiheit nicht bieten können, so können wir doch dafür Sorge tragen, dass auch unseren domestizierten Pferden die Grundbedingungen geboten werden, die zur psychischen und physischen Gesundheit und zum Wohlbefinden zwingend erforderlich sind. Was im Umkehrschluss ein ständiges Rauhfutterangebot außerhalb der Weidesaison, großflächige Weidegebiete ganzjährig, einen frei zugänglichen Stall zum Schutz vor Witterungseinflüssen und eine sozialverträgliche Herde bietet. Vor Domestikation fanden sich Pferde in kleinen Gruppen, meist 2 – 6 Pferde zusammen und schlossen sich – bei Bedarf – anderen Gruppen an, von welchen sie sich später wieder trennten. Die Ansicht, dass Pferde in möglichst großen Gruppen leben sollten, um ein stabiles Sozialgefüge zu entwickeln, ist demnach nicht richtig. Obwohl die individuelle Reizschwelle beim einzelnen Pferd sehr unterschiedlich ist, entwickelt jedes Pferd bei dauernder Boxenhaltung Verhaltensstörungen. Hauptsächlich die ständige oder überwiegende Haltung in Boxen und natürlich Ständern (die glücklicherweise in einigen Ländern bereits verboten sind) verursacht schwerste Verhaltensstörungen. Ein Verhaltensstörungen noch fördernder Faktor ist die zeitlich begrenzte Fütterung von Rauhfutter in Verbindung mit einer Einstreu aus Alternativmaterialien. In einer ständigen Boxenhaltung werden den Grundbedürfnissen Flucht- und Herdentier keinerlei Beachtung geschenkt, entzieht man hier noch das dritte Grundbedürfnis, nämlich die ständige Futteraufnahme durch Alternativeinstreumaterialien statt Stroh, wird keines der drei grundlegenden Pferdebedürfnisse befriedigt und eine schwere Verhaltensstörung ist bereits vorprogrammiert. Die Frage, die sich hier noch stellt, ist, wann diese auftritt; auftreten wird sie bei jedem Pferd. Sensibel reagierende Pferde können Verhaltensstörungen bereits nach wenigen Tagen zeigen, Pferde mit ausgeglichenem Gemüt erst nach Wochen oder Monaten. Ein zuvor artgerecht gehaltenes Pferd, was wegen Krankheit 5 Tage und Nächte in der Box verbringen musste entwickelte innerhalb dieser Zeit bereits starke Verhaltensauffälligkeiten (Zunge spielen, scheuern, Gitterbeißen); bei diesem sehr sensiblen Pferd war die Reizschwelle demnach überaus gering. Verhaltensstörungen aus diesem Umgang mit dem Pferd bleiben nicht aus und sind – erst einmal entstanden – nur durch eine artgerechte und den Pferdegrundbedürfnissen entsprechende Haltung und Fütterung sowie stabile Sozialkontakte mit entsprechenden Umweltreizen – wenn überhaupt – zu regulieren. Da sich viele Verhaltensstörungen zunächst in speziellen Situationen entwickeln, im weiteren Verlauf jedoch oft von der Ursprungssituation unabhängig werden und sich verselbstständigen, liegt häufig eine Therapieresistenz vor. Die Beseitigung des ursprünglichen Auslösers und der Ursache reicht dann nicht aus, um die Störung aufzuheben. Da Verhaltensstörungen jedoch eine Strategie des Pferdes darstellen mit Umweltbedingungen besser umzugehen, die das normale Anpassungsvermögen überfordern, wird man in der Regel durch optimale Umweltbedingungen eine starke Verminderung der Verhaltensstörung feststellen können.

Desto länger Verhaltensstörungen bestehen, umso schwerer wird leider die Regulierung, da sie längst zur liebgewonnenen Gewohnheit geworden sind. Da Verhaltensstörungen eine Ventilfunktion sowie beruhigende Wirkung auf das ausführende Tier haben, sowie die vermehrte Ausschüttung von Endorphinen auslösen könnten, kann eine Therapie nur die Ursache beseitigen, um dauerhaft hilfreich zu sein. Auch der Umgang mit dem Pferd will individuell gelernt sein, der Mensch sollte grundsätzlich das „Alpha-Tier“ darstellen und nicht umgekehrt. Wie der Umgang mit dem Individium gehandhabt wird, kann sich immer nur aus einer engen Beziehung heraus entwickeln, denn: nicht jedes Pferd kann gleich geleitet werden. Bei Pferden gelten die gleichen Gesetzesmäßigkeiten wie bei anderen Lebewesen, bei einem Tier reicht schon ein scharfes Wort, um es vor Angst zittern zu lassen, das andere muss schon etwas härter angefasst werden (Schläge natürlich ausgenommen), um zu wissen, was erlaubt und was verboten ist. So beispielsweise erfordert die Hengsthaltung grundsätzlich spezielle Kenntnisse, da Hengste in aller Regel sehr dominant sind und Menschen, welche nicht genügend Dominanz aufweisen, hier völlig fehl am Platze sind. Seminare und Lehrgänge zum Thema können uns sicherlich einiges über einen artgerechten Umgang vermitteln, noch wichtiger empfinde ich persönlich jedoch das Einfühlungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein des Menschen selber, denn selbst das informativste Seminar kann uns Menschen nicht das vermitteln, was wir selbst von Kindesbeinen an nicht gelernt haben. Jeder Pferdemensch sollte sich selbst kritisch in Frage stellen, was den Umgang mit seinem Kameraden erschwert, ist es vielleicht ein eher „vertüddeln bzw. verhätscheln“, also zu wenig Führung, oder ist es eine zu harte Hand und fehlendes Einfühlungsvermögen, was den Umgang so schwierig macht?

Artikel von mir für den Pferdeanzeiger

Der Umgang mit schwierigen Pferden und die Freude, wenn das „schwierige“ Pferd plötzlich ganz „normal“ wird

Ganz viele Pferdemenschen geben ganz schnell auf, wenn sie merken, dass das neue Pferd nicht so unproblematisch und einfach zu händeln ist, wie sie dachten. Mehrmals wöchentlich kontaktieren mich Pferdemenschen und bitten um Hilfe, weil sie mit ihrem Pferd früher oder später große Probleme haben und der Umgang immer schwieriger wird.

Häufig stecken körperliche Probleme und Erkrankungen dahinter, die niemand erkennt und welche daher auch nicht behandelt werden können. Man meint, das Pferd ist einfach durchgeknallt, dabei hat es körperliche Einschränkungen, die das an den Tag gelegte Verhalten hervorrufen. Manchmal sind es aber auch nur schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit. Manchmal vereint sich auch beides, körperliche Probleme und schlechte Erfahrungen mit den Menschen.

Heute erreichte mich der Erfahrungsbericht von Romy und Amira, die ich bereits seit einiger Zeit aus der Ferne begleite. Romys und Amiras Geschichte soll Euch Mut geben, auch schwierigen Pferden eine Chance zu geben und die nötige Liebe und Geduld aufzubringen die das Pferd benötigt um Vertrauen zu gewinnen und einfach „Pferd sein zu können“. Wichtig ist auch zu schauen, ob tatsächlich Erkrankungen Auslöser und Ursachen sind, dieser Aspekt sollte gleich zu Beginn des gemeinsamen Weges abgeklärt werden, damit diese dann erst einmal beseitigt werden können, bevor die psychische „Arbeit“ beginnt.

Manchmal dauert es Jahre, insbesondere Pferde, die in ihrer Vorgeschichte sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben benötigen sehr sehr viel Zeit, Liebe und Geduld, aber es macht einfach glücklich, wenn aus dem schwierigen Pferd ein richtiger Schatz wird. Dies zeigt Romys Geschichte, die Euch Mut geben soll, es mit aller Kraft, Geduld, Zeit und Liebe zu versuchen und tatsächlich auch zu schauen, ob eine Erkrankung vorhanden ist, die sich im Verhalten wiederspiegelt. Denkt dran, der nächste Besitzer hätte genau die gleichen Probleme und würde das Pferd wahrscheinlich aus den gleichen Gründen abgeben wie Ihr selbst. Kein Pferd hat es verdient zum Wanderpokal zu werden, es geht auch anders, lest einmal:

Liebe Frau Nehls liebes Tierheilkundezentrum, ich wollte mich noch einmal für alles bedanken was sie für mich und mein Pferd Amira getan haben… Vor fast zwei Jahren habe ich AMIRA gekauft weil meine geliebte Tinker Stute gestorben ist. Ich wollte Amira deswegen einfach eine Chance geben. AMIRA war kein Pferd das man sich normalerweise kauft. Sie war nicht zu verladen. Beim Führen sehr schwierig beim Putzen auch. Beim Reiten gefährlich & ist gerannt wie verrückt und hat ständig mit dem Kopf geschlagen. Ist mitten drin einfach losgerannt! Katastrophe… Ich habe zum Glück einen eigenen Stall und habe Amira trotz allem eine Chance geben wollen. Sie kam mit einem großen LKW zu uns auf den Hof. Von da an hat sie bei mir dann all meine Pferde umgerannt die Menschen umgerannt und das Schlimmste war das sie die Koppel Zäune umgerannt hat. Das war wirklich eine schlimme Zeit. Nach 8 Wochen hat sie damit aufgehört. Ich glaube das sie dann erst verstanden hat das sie niemand mehr einsperren wird. Endlich kam ich in ihre Nähe um ihr mit ganz viel zureden ein Halfter anzuziehen und ihr Mähnen Haare abzuschneiden und sie an Frau Nehls zu schicken. Die Haaranalyse war sehr aufschlussreich. Frau Nehls hat rausgefunden das Amira große Probleme mit den Atemwegen hat und einen Burnout hat, nervlich am Ende ist. Und das ich mit 2 Jahren rechnen muss bis sich dieses Pferd erholt! Nerven brauchen 2 Jahre um sich zu erholen? Ich habe mit der Therapie begonnen. Nach 1 Woche hat Amira plötzlich den Kopf nach unten genommen und es ist gelber und grüner Schleim aus ihren Nüstern gelaufen ? sie hat einfach keine Luft bekommen. Das arme Pferd. Von Monat zu Monat ist es Amira besser gegangen aber es hat gedauert. Jetzt sind fast 2 Jahre rum. Es hat mich meine ganze Geduld und endlos Nerven gekostet aber es hat sich gelohnt nicht aufzugeben. Ich liebe meine Amira Vielen lieben Dank für alles Lg Romy (11.04.2020) Update: Auch im Jahre 2023 ist weiterhin alles gut & Amira ausgeglichen, Amiras Verhaltensproblem ist vollständig verschwunden!

Ängstliche nervöse Pferde Verhaltensstörungen bei Pferden